Vom Vegetarier zum Veganer – ein letzter schwieriger Schritt?

Getreidehalme im Sonnenlicht

Sie möchten vegan Leben?

Vegetarismus ist in der heutigen Zeit weit verbreitet und für viele Menschen ganz normal. Die vegane Lebensweise ruft jedoch zu großen Teilen noch immer Unverständnis hervor, gilt als „extrem“ oder „übertrieben“ und wird oft mit „militanten Tierrechtlern“ in Verbindung gebracht. Viele VeganerInnen haben ihre Lebensweise jedoch aus den gleichen Gründen gewählt wie VegetarierInnen: Ethik/Moral, gesundheitliche Aspekte, Umweltschutz, Menschenrechte. Dennoch verstehen viele VegetarierInnen nicht, wieso ihre fleischfreie Ernährungsweise die Fleischindustrie weiterhin unterstützt oder sie möchten gern vegan leben, befürchten jedoch, dass es zu aufwendig sein könnte.

Auch die Legehenne wird zum „Suppenhuhn“

Wer auf Fisch und Fleisch verzichtet, rettet jährlich vielen Tieren das Leben, trägt aktiv zum Umweltschutz bei und lebt gesünder als Omnivoren. Jedoch werden die Fleischindustrie sowie das Töten von Tieren durch den Konsum von Eiern und Milch weiterhin unterstützt: Männliche Küken legen keine Eier, weshalb sie für die Industrie nicht „nützlich“ sind und kurz nach dem Schlüpfen bereits aussortiert („sexen“) und getötet werden. Auch Legehennen enden als Brat- oder Suppenhuhn, sobald ihre Leistung nachlässt. Um an die Milch der Kühe zu gelangen, werden diesen die Kälber entrissen, die dann entweder selbst zu Milchkühen herangezogen oder zu Kalbsfleisch weiterverarbeitet werden. Daraus wird ersichtlich, dass die Milch- und Eierindustrie eng mit der Fleischindustrie verbunden ist. Zwar bekommen Tiere in der „Bio-Haltung“ oftmals besseres Futter und leben im besten Fall unter humaneren Bedingungen, dennoch ist auch hier der „Nutzen“ der Tiere ausschlaggebend. VeganerInnen bezeichnen sich daher manchmal auch als konsequente VegetarierInnen.

Der Blick über den Tellerrand

Der Veganismus umfasst normalerweise mehr als nur die Nahrung. Neben Leder und Pelz leiden und sterben auch für Wolle, Seide und Kosmetik Jahr für Jahr unzählige Tiere. Daher sollten sich auch VegetarierInnen Gedanken über den eigenen Lebensstil machen; Wer das Töten von Tieren nicht unterstützen möchte, kann mehr tun, als „nur“ auf Fleisch zu verzichten. Es gibt für alle Produkte tierischer Herkunft sowie für die, die an Tieren getestet werden, ein breites Spektrum tierleidfreier Alternativen, die nicht zwingend teurer oder qualitativ schlechter sind als die gewohnten.

VegetarierInnen tauschen im Normalfall bereits Fleisch, Fisch, Gelatine, Pelz und Leder durch eine der zahlreichen Alternativen aus. Da das Angebot an Produkten ohne tierische Inhaltsstoffe immer weiter wächst, ist dies heutzutage auch kein Problem mehr. Leider informieren sich die wenigsten ausreichend über eine vegane Lebensweise, sonst wüssten sie, dass es sich mit Milch, Eiern oder Honig nicht anders verhält. Die meisten tierleidfreien Alternativen finden sich im gut sortierten Supermarkt. Für den besser ausgestatteten Geldbeutel bieten Reformhäuser eine große Auswahl an veganen Lebensmitteln an und über Online-Shops wie alles-vegetarisch.de oder vegan-wonderland.de kann sich jeder bestens mit tierfreundlichen Produkten versorgen. Auch lassen sich einige Dinge, beispielsweise Burger oder Seitan, sehr leicht und vor allem preiswert selbst herstellen. Leckere und zum größten Teil einfache Rezepte gibt es zahlreich im Internet, beispielsweise bei Rezeptfuchs.

VegetarierInnen sollte die Umstellung auf eine vegane Lebensweise sehr viel leichter fallen als Menschen, die sich omnivor ernähren, da sie bereits mit den Grundzügen der Thematik vertraut sein und einige Alternativen zu tierischen Produkten kennen dürften. Wer diese mag, wird auch sehr schnell das breite Angebot an tierleidfreier Milch, „Ei-Ersatz“ und „falschem Honig“ (Ahornsirup, Agavendicksaft etc.) zu schätzen lernen.

Oftmals verzehren VegetarierInnen nach der Umstellung auf die fleischfreie Ernährung jedoch deutlich mehr Käse, weil sie sich nicht ausreichend über weitere Möglichkeiten informiert haben. Das muss aber nicht sein: Auch wenn Sojageschnetzeltes und Co auf den ersten Blick befremdlich wirken, lassen sich daraus echte Leckereien zaubern.

Viele VegetarierInnen würden sich vegan ernähren, würde dies nicht bedeuten, dass Käse und Schokolade vom Speiseplan gestrichen werden müssen. Doch dem ist nicht so: Für wahre Käseliebhaber gibt es mittlerweile hochwertige Alternativen und sogar Rezepte, mit denen sich veganer Käse selber zubereiten lässt (z.B. Hefeschmelz). Auch die Schokoliebhaber unter den VegetarierInnen müssen nicht verzichten, sondern können sich beispielsweise durch Reismilch- oder Zartbitterschokoladen schlemmen.

Am wichtigsten für die Ernährungsumstellung ist es, Lebensmitteln offen und neugierig gegenüberzustehen. Natürlich ist es nicht verwerflich, wenn die Umstellung nicht von heute auf morgen stattfindet. Dennoch sollte klar sein, dass niemand auf seine Lieblingsspeisen verzichten muss – der Schritt vom Vegetarismus zum Veganismus erfordert lediglich ein leichtes Umdenken beim Einkauf der Lebensmittel.

Text: Tina Reschke

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1 Kommentar

  • Danke für die Tips! Ich bin Vegetarier der auch auf Eier verzichtet. Allerdings konsumiere ich Milchprodukte und Honig. Durch deine Tips werde ich woll doch noch Mal Probieren Vegan zu leben.

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