10 Fragen an Annette Böhmer

Annette mit Sohn Lenny

Familien im Portrait: Annette Böhmer mit Lenny (18 Monate)

Wir starten die neue Rubrik „Familien im Portrait“ mit der lieben Annette. Annette habe Ich in meiner Yogaausbildung kennengelernt. Lest in diesem Artikel, was sie spannendes zu erzählen hat über sich und Ihre Familie.

1. Seit wann lebt Ihr vegan?

Ich persönlich habe nach meiner Jivamukti Ausbildung im Jahr 2011 angefangen vegan zu leben. Es ist meine Überzeugung, dass dies die gesündeste Ernährungsweise für uns Menschen ist und die beste für unsere Mutter Erde. Allerdings machte ich nach einiger Zeit auch immer mal kleine Ausnahmen, auf Reisen, wenn ich krank bin, zu Gast bin und man sich nicht auf vegan eingestellt hat.

2. Ernährt sich Lenny ebenfalls vegan?

Nunja, ein Baby das Milch trinkt, Muttermilch oder Pre-Milch, ist ja erstmal nicht vegan. Die Natur sieht es für Säuger vor, dass in der ersten Lebensphase Milch getrunken wird. Mein Sohn ist jetzt 14 Monate alt und ich stille immer noch – meistens am Spätnachmittag, nachts, am frühen Morgen. Es kommt nicht mehr viel aber ich merke wie es dem Kleinen nach wie vor gut tut. Nachdem meine Muttermilch ab dem 3. Lebensmonat nicht mehr ausreichte, habe ich mich entschlossen eine Bio Pre-Milch auf Kuhmilchbasis zu füttern. Meine Jivamukti Lehrerin Yogeswari fragte mich „gibt es denn keine vegan Alternative auf Sojabasis?“- ich fand das aber etwas befremdlich, ist es nicht in der Natur so, dass verschiedene Säuger auch die Babys der anderen Spezies großziehen. Mein Sohn liebt diese Milch und er kann den Geschmack von frischer Kuhmilch nicht leiden.

Zudem machten mir Kinderarzt und Umfeld auch eindringlich klar, dass eine vegane Ernährung nichts für Babys sei. Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich auch Fleisch füttern soll. Letztlich ist es auch nicht so, dass mein Sohn vegane Proteine mag bzw. es gute vegane Babymenüs zu kaufen gäbe. Insofern habe ich als er 9 Monate alt war und immer weniger Milch trank, beschlossen ihm einmal pro Woche Fisch oder Huhn zu füttern. Und insbesondere Huhn liebt er. Ansonsten bemühe ich mich ihm z.B. Mandel- oder Hafermilch-Müsli zu machen, er mag Sojajoghurt, Linden-Dal, …also es wird langsam 🙂

3. Wie seid Ihr zu der veganen Ernährung gekommen bzw. Euer “Warum”?

Es war mein Yogaweg. Seit nahezu 20 Jahren bin ich dem Jivamukti Yoga sehr verbunden, ein Yogastil, der sehr stark auch ethische Aspekte und die gesamte Lebensweise mit einbezieht. Meine Vernunft sagt schon sehr lange, dass vegan das beste für uns ist. Seit ca. 10 Jahren bin ich auch strikt vegetarisch, seit 15 Jahren bin ich bereits zu 99% vegetarisch (kleine Ausnahmen bei Einladungen). Fleisch besitzt für mich absolut überhaupt keine Anziehung. Womit ich mich aber schwer tue ist eine 100% vegane Ernährung, da ich viel unterwegs bin, auch mit anderen essen gehen möchte, mich nicht dauernd mit Extrabehandlungen ausgrenzen möchte. Und ich möchte das auch nicht für meinen Sohn. Insofern esse ich ab und zu Kuchen mit Butter und Ei, oder etwas Käse oder Joghurt.

4. Wie hat Deine Ursprungs-Familien darauf reagiert?

Es wurde erst als Spleen abgetan. Inzwischen akzeptiert. Aber für mein Baby wurde das als große Gefahr gesehen und mir vehement ins Gewissen geredet, was mich sehr verunsichert hat. Schließlich habe ich nicht den ganzen Tag Zeit mich nur um meine / unsere Ernährung zu kümmern. Dazu ist mein Lebensstil zu aktiv, mobil und auf anderes fokussiert.

5. Welches waren die größten Herausforderungen und wie hast Du diese gemeistert?

Meine größte Herausforderung war meine Schwangerschaft mit extremer Übelkeit. Ich hatte null Appetit auf z.B. meine geliebten vergangen Protein-Smoothies, Green-Smoothies und auf Bohnen aller Art. In der gesamten Schwangerschaft habe ich nur 6 Kilo zugenommen, ich hatte permanent Sorge meinem Baby nicht das zu geben was es braucht. Und ich hatte auf einmal Heisshunger auf weich gekochte Eier und Joghurt. Es wäre total fahrlässig gewesen diesem Dang nicht nachzugeben.

6. Planst Du Euren Speiseplan bzw. wie sicherst Du die ausreichende Eisen-/ Calciumversorgung Deines Sohnes?

Das ist mein Problem, ich plane nichts und mir fehlt die Zeit. Solange mein Sohn noch 300-500 ml Milch pro Tag trinkt, denke ich wird das schon einiges enthalten. Ich nehme an durch die Kombi Früchte und Getreide werden wir beide schon ausreichend Eisen bekommen. Calcium ist meine Befürchtung dass es schwierig wird. Ich esse sehr viel Grünzeug (Salat, Gemüse) – da eine Kuh auch nur Gras frisst, sollte das auch ausreichen Calcium haben. Ich kaufe auch öfter Hafermilch mit Calcium (aus Algen, Oatly) da hoffe ich auch etwas zu bekommen…bin nicht sicher ob diese Pillen (Tabletten für veganer) hier passen und wenn ja welche da gut sind – oft heisst es, dass wir nur organisches Calcium aufnehmen können, nicht das mineralische.

7. Welche Erkenntnisse hast Du auf Deiner Reise in die vegane Ernährung gewonnen?

Alles ist kompliziert. Man hat es nicht leicht, ist unflexibel, umspontan, alleine und voller Fragezeichen. Es kostet unglaublich viel Zeit und fesselt einen an den eigenen Herd. Alles Sachen die meiner Natur widerstreben.

8. Wie reagierst Du auf Vorwürfe oder kritische Fragen bezüglich der veganen Ernährung Deines Sohnes?

Ich rede darüber kaum. Bei der Tagesmutter habe ich gesagt, dass er vegan aufwachsen soll, ich kein Fleisch zu Hause koche. Wen aber die anderen Kinder 1x pro Woche Huhn oder Fisch bekommen, möchte ich nicht, dass mein Sohn da ausgegrenzt wird. Ich bin nicht dogmatisch. Ich denke, dass diese Mikroportionen von Biofleisch keinen Schaden anrichten.

9. Gibt es einen besonderen Tipp, den Du gerne weitergeben möchtet, z.B. eine besondere Erkenntnis bezüglich der veganen Ernährung oder ein Aha-Erlebnis, das Du gerne teilen möchtest?

Ich habe neuerdings für mich den Weg, dass ich mir immer ein Proteinshake mache mit Hanf-, Erbsen-, etc. Protein plus noch etwas Vitamine aus Macca, Hagebutte etc. mit Hafermilch – schmeckt nicht besonders lecker aber es nimmt mir den Stress besonders ausgeklügelte Sachen kochen zu müssen. Dann tut es auch Spaghetti mit Tomatensoße 🙂

10. Welches ist Euer absolutes Lieblings-Rezept?

Wenn ich mal Zeit habe zu kochen liebe ich die Spaghetti Carbonara mit Cashewbutter und geräuchertem Tofu. Wenn es schnell gehen muss kommen Kürbisspalten aufs Backblech, zusammen mit Falafelbällchen und das ca. 20 Minuten in den Backofen.

Vielen Dank liebe Annette für das Interview. Alles Gute für Dich und Deine Familie!

geschrieben von
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